An einem extrem sonnigen Wochenende hatten wir das Glück, direkt bei uns am Stall an einen Kurs mit Klaus Schöneich zur Schiefen-Therapie© teilzunehmen. Nur als Zuschauer natürlich, da ich niemanden einfach so an mein Pony lasse :-p. Mit 70€ war das einer der teureren Kurse, die ich als Zuschauer bisher besucht hatte, aber das wollte ich mir nicht entgehen lassen (aktiver Teilnehmer mit eigenem Pferd excl. Unterbringung: 350€).
Herr Schöneich (87 Jahre) flog am Vormittag von Norddeutschland nach München und fuhr dann direkt mit Mietwagen zum Hof um den Kurs am Freitag Mittag zu starten. Ich war nicht von Anfang an dabei, aber bekam trotzdem genug von der „Vorstellrunde“ mit, um mir einen ersten Eindruck zu machen.
Also eins vorne weg: Herr Schöneich kann sehr(!!!) gut Pferde longieren und einschätzen, was er in nur 3 Tagen bei den Pferden erreichte schaffen wir Normalsterbliche meist nicht in Wochen!
Was ihm jedoch an Talent und Erfahrung mit den Pferden von den anderen Abhebt, fehlt ihm beim Umgang mit den Zweibeiner: er ließ die Teilnehmer an die Wand rennen, stellte sie bloß, beantwortete ihre Fragen so gut wie nie und wenn dann nur über tausend Ecken und ließ an anderen Meinungen auch kein gutes Haar. Er ist sehr überzeugt von sich und seiner Arbeit (was ihm ja auch zusteht), aber dabei verlor er den Blick für Alternativen.
Es gibt für ihn nur (s)eine Art der Grundausbildung, alles andere ist falsch oder geklaut. Es ist auch keine „Methode“ (abfällige Aussprache), sondern eine Denkweise? Philosophie? Einfach eben nur der einzig richtige Weg! Das passende Buch und Kappzaum wurde mehr als einmal (eher dutzende Male) als Lösung für Probleme und Fragen dargestellt. Überhaupt hatten alle den falschen Kappzaum zur Hand (bis auf eine externe Teilnehmerin, welche den von ihm / Voss / Deuber verkauften Kappzaum dabei hatte). Nun ja, ich hätte gesagt der Kappzaum ist für seine Art der Arbeit nicht geeignet, „falsch“ war er in dem Sinne nicht, aber wie schon erwähnt gab es nur seine Arbeit oder eben falsch. (Ramona hatte etwas später noch unseren Sabro Kappzaum gezeigt und dieser wurde von ihm als etwas zu weiche Alternative zu seinem Kappzaum akzeptiert. Immerhin! ;-p)
Er hatte alle vorgestellten (10) Pferde insgesamt 5x während der Kurstage in der Hand, meist so 20-30 Minuten. Am Freitag und Samstag (also 3x) nahm er sich die Pferde selber vor, während die Besitzer nur zusahen, um die Tiere auf das Longieren vorzubereiten. Der Sonntag war dann eher darauf gerichtet die Besitzer auch selber mal longieren zu lassen, unter seine Anweisungen (mehr oder weniger hilfreich oder verständlich). Bis auf Sophia mit ihrem Hengst Hnokki kam keiner dazu zu reiten, so weit waren die anderen Pferde / Besitzer noch nicht.
Hier übrigens meine Bewunderung an Sophia vor allen Augen als einzige vorzureiten und Herr Schöneichs Anweisungen sofort und schnell umzusetzen! Das erfordert auch eine ganze Menge an Mut und Selbstvertrauen, Stallbesitzerin / Reitlehrerin hin oder her!
Ok, zurück zum eigentlichen Longieren.
Herr Schöneich überstellte die Tiere sehr stark im Hals und ließ sie auf kleinem Kreis im fleißigen Schritt laufen, dabei ständig korrigierend am der Führleine zuckend. Sein Ziel ist zwar ein sich selbst tragendes Pferd, der Anfang war jedoch eine Dauerkorrektur. Für mich sah es ziemlich nach Flexen (aus dem Westernsport) aus, bzw. nach horizontaler Hyperflexion des Halses, aber da er diese Art der Stellung nur in den ersten Tagen bis Wochen seiner Therapie einsetzt, gibt es wohl keine großen negativen Folgen (von denen ich weiß). Ich finde es jedoch etwas bedenklich eine solch drastische Überstellung den (mehr oder weniger unwissenden) Teilnehmern ohne klare Erklärung / Anweisung zu zeigen. Sollten diese nun über Wochen oder sogar Monate ihre Pferde in dieser Haltung trainieren, kann ich mir Folgeschäden durchaus vorstellen.
Wie schon gesagt, er ist ein Meister des Longierens und er reagierte auch sehr schnell und fein mit Körpersprache, Touchiergerte und Führleine auf kleinste Veränderungen in den Pferden zu positiven Ergebnissen, aber da keine (verständliche) Erklärungen zu seinem Tun und Handeln folgten, hatte das ganze etwas von Voodoo für ungeschulte Augen ;-). Immerhin bei den Einheiten wo die Besitzer selber longierten ließ er sie die Pferde in etwas natürlicherer Halshaltung laufen.
Alle Pferde veränderten in den 3 Tagen in positiver Weise ihre Körperhaltungen und auch das Fell wurde seidiger und glatter. Ein Wahnsinn was 3 Tage gutes Longieren ausmachen kann!
Am 3. Tag war Herr Schöneich deutlich freundlicher und geduldiger mit den Menschen und beantwortet so manche Frage sogar punktgenau. Diskussionen waren zwar immer noch nicht möglich, aber da muss man ihn wohl einfach so hinnehmen wie er ist, lächeln und nicken (und sich seinen Teil eben nur denken). Trotz des holprigen und ruppigen Anfangs fand ich den Kurs lehrreich was die Technik des Longierens betrifft, auch wenn ich diese Art wohl nicht mit Tign durchführen werde (aus vielerlei Gründen).
Sollte tatsächlich ein weiterer Kurs aber mit seiner Frau Gabrielle Rachen-Schöneich zusammen kommen, wäre ich (als Zuschauen ;-)) wieder mit dabei!